Raum und Digitalisierung
Im Zuge des technischen Fortschritts entstehen immer mehr und zunehmend miteinander verknüpfte digitale Technologien. Diese verändern die technischen Möglichkeiten im Bereich der Stadtplanung und Stadtentwicklung. Sowohl die neuen technologischen Möglichkeiten als auch der Wandel unseres sozialen Handelns machen sich im Raum bemerkbar.
Neue Wahrnehmung von Raum
Digitale Technologien verändern unsere Raumwahrnehmung. Sie schaffen neue Abbilder der Realität, die den Raum strukturieren (z. B. digitale Kartendienste), sie produzieren fiktive Räume (Virtual Reality) oder überlagern die analoge Welt mit zusätzlichen Informationen (Augmented Reality). Diese veränderten Wahrnehmungsmöglichkeiten und der erhöhte Informationsgehalt im Raum beeinflussen, wie wir uns durch ihn bewegen und wie sich unser Raumerleben vollzieht. Wie müssen Räume gestaltet und Planungen vermittelt werden, um diesen Veränderungen gerecht zu werden?
Neue Nutzung von Raum
Vom Objekt über das Quartier bis hin zur Region – die Digitalisierung als gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozess verändert die Nutzung von Räumen auf allen Skalen. Digitale Technologien machen neue Nutzungsformen möglich und andere obsolet. So können digitale Arbeitswelten etwa ländliche Räume als attraktive Wohnstandorte etablieren und für neuen Zuzug sorgen, während für die einst maßgeblich für den Handel genutzten Innenstädte neue Konzepte gefunden werden müssen. Mit der Transformation unseres Nutzungsverhaltens verändern sich auch die Nutzer:innen. Kommunen sind aufgefordert, diese Veränderungen frühzeitig zu erkennen und steuernd auf sie einzuwirken.
Neue Gestaltung von Raum
Die Digitalisierung verändert die Planungspraxis. Es entstehen mit ihr zahlreiche neue Aufgaben und Möglichkeiten für die Raumgestaltung. Mit neuen Angeboten im Bereich Vermittlung, Kommunikation und Beteiligung, mit neuen Optionen für die Erfassung, das Monitoring, die Steuerung und die Gestaltung räumlicher Entwicklungen, mit Ankerorten und Stadtmöbeln bieten digitale Technologien große Potenziale für die Gestaltung. Geschickt eingesetzt können sie komplexe Planungen qualifizieren, leicht verständlich machen, Zugang und Teilhabe erhöhen sowie Mitwirkung fördern. Angesichts der Angebotsvielfalt müssen Kommunen bei der Auswahl strategisch vorgehen – es besteht Bedarf an Wissenstransfer und Kompetenzaufbau.
Neuer Betrieb von Raum
Nicht zuletzt verändern digitale Technologien auch den Betrieb von Räumen. Einerseits liefern sie Instrumente für das Monitoring, die Wartung und Pflege von Infrastrukturen. Andererseits fördern sie neue Betreibermodelle, ob in Form von Kooperationen zwischen der Verwaltung und der freien Wirtschaft oder von Public-Civic-Partnerships, also Modellen, in denen die Stadt oder Gemeinde mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeitet. Kommunen sind bei der Wahl zwischen diesen Kooperations- und Betreiberstrukturen zu Sensibilität und Vorsicht aufgerufen und müssen zwischen schnellem Know-how-Transfer und Ergebnissen sowie Akzeptanz in der Stadtgesellschaft und sozialer Verträglichkeit abwägen.